Mittwoch/Donnerstag, 9./10. Oktober 2013
Durch die Reiseplanung wars notwendig, mit dem Auto nach Cottbus zu fahren. Aber 8:00 Uhr zu Hause losfahren – das war schon eine riesige Herausforderung und Stress für mich. Zumal ich in den letzten Nächten sehr lange auf war und alle notwendigen Dinge noch weitestgehend abgearbeitet habe.
Auf dem Weg nach Cottbus kam ich noch in eine Verkehrskontrolle. Ein paar Kilometer hinter Lieberose kam die Kelle. Ich war ganz irritiert. Unmittelbar nach Lieberose war mal 70, aber die Alleen waren zu Ende und es war hier immer 80. Und ich fuhr 81 – mit Tempomat. Also ganz entspannt und regelgerecht – dachte ich! Aber es galt viele Kilometer hinter Lieberose noch immer die 70 – meinten zumindest die Polizisten. Was soll ich da diskutieren? 20,- € Verwarngeld. Schade, der Erziehungseffekt war Null; aber nun ist es halt mein „Blitzer 2013“, da muss ich durch. Der Urlaub fängt echt gut an!
In Cottbus dann alles sehr entspannt. Auto ab in die Garage und schon gings los nach Tegel.
Wir trödelten dort – hatten ja viel Zeit. ABER: wir nutzten die Zeit auch, um den CheckIn bereits vorfristig durchzuführen. Und siehe da! Wie üblich Koffer durchchecken bis Shanghai war unproblematisch und Bordkarten gab es nach anfänglichen Bedenken und Fragezeichen dann doch auch für beide Flüge.
Und wir hatten unsere Wunschplätze! Ich am Fenster, Elke am Gang. Besser geht’s kaum! Und es stellte sich dann heraus, obwohl wir A und C hatten, dass es seitlich nur Zweierreihen gab und wir sogar zusammensaßen.
Nach einem halben Jahr habe ich mir das erste Mal wieder eine Thrombosespritze gesetzt. Soll wohl doch besser sein – aber ich hasse diese Spritzen dennoch!
Der Flug verlief wie immer. Nach eineinhalb Stunden war das Essen durch und es wurde der ganze Flieger auf Nachtruhe umgestellt. Ruhe, nur das Brummen des Fliegers nervte ein bissel – und irgendwann nach Mitternacht ein Kind, dass sich ins Schreien hineinsteigerte. Aber irgendwann fiel es dann auch in den Schlaf der Gerechten.
Ich habe wie immer nur wenig geschlafen. Ich war zwar müde ohne Ende, aber irgendwie geht es im Flieger nicht mit Schlafen. Ich finde nie eine vernünftige Schlafposition. Dennoch schien ich so um die zwei Stündchen mit vielen Unterbrechungen weggedöst zu sein.
Auch in diesem Flieger der China Airline gabs ein großes Multimedia-Programm. Die Filme jedoch höchstens in Englisch – darauf hatte ich nicht so recht Bock. Ich hab ein bisserl Musik gehört, gelesen und gerätselt und am Bord-Monitor gabs auch ein paar Spielchen. Die Zeit verging wie im Fluge – im wahrsten Sinne.
Die Flugdaten konnte man immer gut mitverfolgen. Ich war erstaunt, dass wir zur Ostsee hochflogen und an Rönne vorbei, südlich von Tallinn und St. Petersburg quer durch Russland. Gegen Mitternacht waren wir am Ural, nach fast sechs Stunden Flugzeit flogen wir über Nowosibirsk am Ob und irgendwann gings dann über chinesisches Territorium.
Um vier dann Wecken und Frühstück. Hunger hatte ich noch nicht, aber wer weiß, wann es das nächste gibt. Hier gabs Kaiserschmarrn.
Da es laut Ortszeit bereits gegen 10.00 Uhr ist, strahlt natürlich die Sonne. Allerdings ist China auch vorerst wolkenverhangen. Irgendwann riss der Himmel auf und ich konnte die Landschaft erkennen. Viel, viel Gebirge, kaum Zivilisation.
Als die Gebirge zu Ende waren und das Land eben war, wurde es wieder diesig.
Die ersten Millionenstädte tauchen auf. Fuyang macht so einen Eindruck – eine Stunde vor Shanghai.

Wir hatten eine durchschnittliche Flughöhe von knapp über 10.000 Metern, flogen so ungefähr 950 – 1000 km/h und hatten in dieser Höhe ca. -55° C. In China stieg diese Temperatur, da waren es nur noch so um die -40° C. Shanghai empfing uns allerdings auch mit wohligen 26° C.

Dort dann die üblichen Formalitäten. Einreiseschein, Foto bei der Kontrolle – wohin die nur mit diesen Massen an Daten hin wollen? – und dann Gepäck holen. Alles klappte wie am Schnürchen und innerhalb von weniger als einer Stunde waren wir bereits draußen. Dort empfing uns Yangyang, unsere Reiseleiterin für die kommenden zwei Wochen.

Bevor wir in den Bus stiegen, mussten wir noch 30 km nach Shanghai reinfahren. Was bietet sich da besser an als der Shanghai-Transrapid? Es gibt keine Alternative! Ein sehr bequemer Zug, innerhalb von ca. einer halben Minute von 0 auf 100 und weiteren wenigen Sekunden bis auf 300! Man merkte diese Geschwindigkeit nicht – dazu war es noch sehr leise – und schnell natürlich! – Wir waren gerade mal 10 Minuten unterwegs. – für 30 km!


Die Fahrt zum Hotel führte uns schon mal an den wichtigsten städtischen Auffälligkeiten vorbei. Diese Mengen an Wolkenkratzern relativiert dann die Höhe schon wieder. Die höchsten Häuser kommen bis an die 500 m ran, der größte Bau, der auch das höchste Gebäude in China sein wird, ist grad im Bau. Der Tower soll mal 630 m hoch werden. Einfach Gigantismus! Eine Skyline, die ist beeindruckend!

Wir hatten den Nachmittag frei, das heißt drei Stunden. Wir gingen erst mal unter die Dusche, ruhten etwas aus und bummelten dann mal ums Hotel rum. Das Wichtigste: Wasser kaufen! Einen halben Liter pro Person gibt’s zwar gratis, aber wenn man damit Kaffee kocht und Zähne putzt, bleibt nicht mehr viel zum Trinken übrig. In der Rush-Hour gab es ein tüchtiges Gewühle auf den Straßen. Und dazu noch immer die ganzen Rad- und Mofafahrer. Und was für Fahrzeuge die fuhren! Unser TÜV würde die Krise kriegen!

Halb 6 trafen wir uns zur Lichterfahrt, ein fakultatives Programm. Es stellte sich heraus, dass sich dieser Programmpunkt enorm lohnte. Aber immer der Reihe nach.
Zunächst gingen wir zum Abendessen in ein chinesisches Restaurant am Bund. Der Bund ist die Kaimauer und Flaniermeile am Fluss Huangpu, auf der einen Seite wundervolle Kolonialbauten, auf der gegenüberliegenden Flussseite diese Skyline mit den höchsten Wolkenkratzern.

Nach dem Essen hatten wir noch ein halbes Stündchen Zeit zum Bummeln auf dem Bund. Es war eine wunderbare Stimmung. Der heutige Tag war ein sehr warmer Tag und es gab keinen Nebel, Smog oder wie man auch immer diesen Schleier in Shanghai bezeichnen will. Yangyang sagte, dies passiert nur ca. 60 Mal im Jahr!



Es tummelten sich die Hochzeitspärchen zum Fotografieren – dabei die Bräute im Allgemeinen in Rot und wunderschön! Die Schiffe fuhren auf dem Huangpu, die Skyline erstrahlte im Lichterglanz – es war einfach wunderschön!


Als nächstes erwartete uns die Altstadt von Shanghai. Sie ist morgen noch einmal Programmpunkt, aber heute eben bei Nacht. Uns überwältigte der Baustil, diese riesigen, wundervoll beleuchteten Häuser, das Geschäftstreiben und die Gerüche. Wir hatten glücklicherweise ein bisschen individuelle Zeit, um uns so manche Ecke genauer anzuschauen. Es war zauberhaft!


Die nächste Station waren die Hochhäuser der Skyline. Es ist gigantisch, da unter so einem riesigen Haus zu stehen und kaum bis in den Himmel schauen zu können.


Und Yang-Yang bot uns an, dass wir in den Jin-Mao-Tower bis zur 88. Etage hochfahren könnten. Glücklicherweise wollten das fast alle, also war das gebongt! Und so fuhren wir mit dem Lift nach oben. 88 Etagen in 45 Sekunden, in 340 m Höhe!

Man spürt es nur, dass der Fahrstuhl sich offensichtlich bewegt, weil der Druckausgleich stattfinden musste. Gähnen, Schlucken und Drücken war an der Tagesordnung. Aber die Fahrt war rasant.
Oben gab es dann einen überwältigenden Ausblick! Der Oriental-Pearl-Tower (Fernsehturm – 468 m hoch) mit den drei Kugeln stand „neben“ uns, wir blickten aber auch auf das World Financial Centre, den sogenannten „Flaschenöffner“, der ständig die Farben änderte. Der Turm ist 492 m hoch. Unser Gebäude hat über 100 Stockwerke und ist 421 m hoch. Das größte Gebäude Chinas jedoch ist noch im Bau. Dieser Turm überragte uns bereits jetzt um viele, viele Meter. Es soll mal 630 m hoch werden.



Wir hatten einen schönen Blick auf das erleuchtete Shanghai, es war einfach ein Riesenerlebnis.
Abschließend fuhren wir noch auf die wichtigste Einkaufsmeile Chinas. Was ich dort erlebte, kannte ich nur aus Ansätzen aus Deutschland. Alle paar Meter sang, tanzte, spielte jemand und unterhielt die Leute. Am amüsantesten waren ältere Herren, die mit einem Kofferradio in der Mitte Karaoke machten und damit eine unheimliche Stimmung verbreiteten. Die Herren rockten die Einkaufsmeile und zogen Unmengen in den Bann. Alle sangen mit und bejubelten die Akteure. Mittenmang dann immer noch die kleine Bimmelbahn, die die Leute durch die Straße brachte.

Insgesamt war das ein wundervolles Abendprogramm gleich zu Beginn unserer Reise.
Allerdings sind wir jetzt aber auch total kaputt. Hier ist es gleich Mitternacht, zu Hause bereiten alle das Abendessen vor. Wir sind sechs Stunden voraus und haben jetzt fast 36 Stunden hinter uns, in denen es nur sehr wenig Schlaf gab. Ich bin müde ohne Ende. Aber ich kann nun auch fast neun Stunden schlafen.
unser Hotel