Pekings Zentrum und die Verbotene Stadt

Samstag, 19. Oktober 2013 – Teil 1

Heute nun waren die Sehenswürdigkeiten in Pekings Zentrum angesagt.

Zunächst war der sicher größte befestigte Platz der Welt unser Ziel – der Tian’anmen-Platz – oder bei uns bekannter als Platz (vor dem Tor) des himmlischen Friedens. Dieser Platz ist ca. 40 Hektar groß! Allerdings ist es nicht nur allein eine Freifläche, es gibt einige Bauten auf dem Platz. Das wichtigste für die Chinesen ist sicher das Mausoleum von Mao Zedong, das nach seinem Tode 1976 auf dem südlichen Teil des Platzes errichtet wurde.

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An der Nordseite steht das Tor des himmlischen Friedens, hinter dem sich die Verbotene Stadt befindet und von dem sicher fast jeder schon einmal ein Bild gesehen hat. An der Mauer dieses Tores hängt ein großes Portrait von Mao.

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Er hatte 1949 vom Balkon dieses großen roten Torbogens die Volksrepublik China ausgerufen.

Auf dem Platz steht das Denkmal für die Helden des Volkes im Kampf um die Befreiung. Dort legt die Staatsführung jeweils am 1. Oktober Blumengebinde nieder. Außerdem hat man den Platz für die vorhergehende Nationalfeiertagswoche sehr schön bepflanzt und z.B. mit einer riesigen Blumenschale geschmückt.

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Im Westen des Platzes steht die Große Halle des Volkes – eine Kongresshalle für 10.000 Besucher, in der auch die Staatsbesuche empfangen werden und im Osten steht das Chinesische Nationalmuseum; das größte Museum Chinas.

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Bis 2011 war dieser Platz nicht öffentlich zugänglich, da er zum Kaiserpalast gehörte. Seitdem ist er jedoch ein wichtiger Platz für Touristen geworden – sowohl einheimische als auch internationale Besucher – aber auch für Demonstrationen, Kundgebungen und Feierlichkeiten. Es sollen bis zu einer Million Menschen darauf Platz finden.

Wir schlenderten über diesen Platz – nachdem wir wie immer hier auf der Reise üblich, uns einer normalen Kontrolle wie normalerweise am Flughafen unterziehen mussten – und bestaunten die ewig lange Schlange von Menschen, die ganz langsam laufend diszipliniert darauf warteten, irgendwann einmal an den sterblichen Überresten von Mao Zedong in dessen Mausoleum vorbeiflanieren zu dürfen.

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Wir bewunderten die Größe und Dimension und diesen riesigen Blumenkorb, der mitten auf dem nördlichen Teil des Platzes stand. Daran sind wir ja schon vorbei gefahren, als wir auf der Straße des ewigen Friedens fuhren. Übrigens die breiteste Straße Chinas – ich zählte sechs Fahrspuren – aber in einer Richtung! – soweit sie zumindest zählbar waren. Bei dem chaotischen Verkehr hier in China ist das nicht immer ganz sicher, wie viele Autos eigentlich nebeneinander fahren dürften. ;-) Diese Straße geht übrigens von Westen nach Osten Pekings und ist 42 km lang! Auf dieser Straße findet auch Anfang Oktober immer die Militärparade statt.

Auch gab es hier wieder zwei riesige LED-Wände.

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Endlich schafften wir es auch einmal, vor dem Torbogen zur Verbotenen Stadt  ein komplettes Gruppenbild von unserer Reisegruppe zu machen.

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Bevor es dann in die Verbotene Stadt ging, war noch einmal „Harmoniepause“. Das wurde seit Chonqing zum geflügelten Wort in unserer Gruppe. Unsere damalige Ortsreiseführerin informierte uns mit der Ansage, dass es noch eine Pause in den Harmoniehallen geben sollte.  Nach etwas Verblüffung unsererseits mit den wirresten Vorstellungen, was da wohl auf uns zukommen könnte, stellte sich heraus, dass es nur eine charmante Umschreibung für eines unserer wichtigsten Grundbedürfnisse am Tag ist.

Ganz ehrlich, diese „Harmonie“ verspürten wir jedoch nicht immer – und besonders nicht bei dem Massenandrang am Tian’anmen-Platz. Und dann muss man noch ergänzen, dass vor allem bei uns Damen nicht immer wirklich harmonische Verhältnisse herrschten. Meistens suchten wir die uns bekannten Toiletten vergeblich. Hier in China waren „Bückbecken“ angesagt. Allerdings merkte ich sehr schnell, dass diese deutlich hygienischer waren als alles andere. Insofern war nach ein paar wenigen Tagen diese Sucherei nach der „richtigen“ Kabine für mich erledigt.

Wir gingen nun über eine der Stein-Brücken durch das Tor in die Verbotene Stadt. Auch hier gab es übrigens früher wieder die gewohnte Rangordnung. Über die mittlere Brücke ist nur der Kaiser gegangen, und dann abgestuft daneben über die weiteren Brücken die hochrangigen, mittleren oder niedrigeren Beamten.

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Auch hier auf der Brücke wie so oft auf dem Platz sieht man Polizei, auch gibt es eine regelmäßige Wachablösung.

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Die Verbotene Stadt wurde in der unglaublich kurzen Zeit von 1406 bis 1420 von einer Million Sklaven und 100.000 Kunsthandwerkern erbaut. Der Grund war die Verlegung der Hauptstadt des Großreichs Chinas von Nanjing nach Peking um die Stellung Nordchinas gegen die Mongolen zu sichern. Sie war der Kaisersitz bis 1924. Bis dahin war der einfachen Bevölkerung keinerlei Zutritt gestattet – deshalb eben die Verbotene Stadt. Seitdem wohnt dort niemand mehr. 1987 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Auf 720.000 Quadratmeter Fläche und einer bebaute Fläche von 150.000 m² gibt es 890 Paläste sowie zahlreiche Pavillons, Gärten, Grünflächen und große Steinplätze. Da nur der Himmel einen Palast mit 10.000 Räumen haben darf, wurde darauf geachtet, insgesamt nur 9.999 und einen halben Raum zu erbauen. Mit Haupt- und Nebenfrauen, Konkubinen, Kindern und Eunuchen lebten hier bis zu 3.000 Personen.

Die Stadt ist von einer 10 Meter hohen und 3428 Meter langen Mauer sowie von einem 3800 Meter langen, 52 Meter breiten und 6 Meter tiefen Wassergraben umgeben. Zu allen vier Himmelsrichtungen befindet sich ein Tor.

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Das größte und wichtigste Gebäude ist die 2.400 m² große Halle der Höchsten Harmonie. Hier wurden Kaiser gekrönt und vermählt. In dieser Halle befindet sich der berühmte goldene Drachenthron und der Bau wird von einer dreistufigen Marmorterrasse umgeben.

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Diese Halle ist 35 Meter hoch und wird von 24 Säulen getragen. Kein Gebäude in Peking durfte die Verbotene Stadt in der Höhe überragen.

Die goldene Farbe war ebenso wie dunkelrot die vorherrschende Farbe in der Stadt. Dunkelrot galt als Symbol für den Polarstern. Es sollte zeigen, dass der Kaiserpalast im Zentrum des Universums liegt. Die goldenen Dächer sind das Symbol für die absolute Herrschaft und die höchste Würde.

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Auf den Dachecken sind überall kleine Figuren zu sehen. Sie sollen Schutz vor Blitz und Donner geben und die bösen Geister fernhalten. Sie sind immer in einer ungeraden Zahl angeordnet. Maximal neun Figuren – für die Gebäude des Kaisers – die niederen Beamten hatten allerdings lediglich eine Figur auf dem Dach.

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Wir flanierten durch die Stadt und schauten uns einiges an. Unter anderem kamen wir an der Kranich- und der Schildkrötenfigur vorbei, die ein langes Leben symbolisierten.

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Auch gab es eine amüsante Geschichte. Einst hatte ein Kaiser ein Fahrrad geschenkt bekommen und wollte nun natürlich das Fahren üben. Weit kam er jedoch in seinem Palast nicht. Überall gab es Schwellen, über die er sein Rad heben musste. Kurzerhand ließ er auf der rechten Seite der Nord-Süd-Achse alle Schwellen entfernen und konnte damit durch den kompletten Palast fahren, der fast einen Kilometer lang ist.

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Dieser Weg ist aus einem einzigen großen Marmorstein hergestellt. Der Weg ist 16,75 m lang, über 3 m breit und 1,7 m dick. Er wiegt mehr als 200 Tonnen und wurde 1761 durch die Straßen Pekings transportiert. Damals machte man sich die Wetterverhältnisse zunutze und transportierte den Stein bei Frostgraden auf vereister spiegelglatter Straße.

Hier noch einige Imperessionen aus der Verbotenen Stadt, zum Beispiel einige Ansichten von verzierten Außenwänden.

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und hier das Tor am anderen Ende der Stadt:

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Nach dem Kaiserpalast und dem Mittagessen besuchten wir eine Perlenzucht. Dort erfuhren wir, dass die Muscheln mit Fremdpartikeln geimpft werden und im Laufe der Jahre dann daraus die Perlen wachsen. Dafür wird die innere Membran einer anderen Muschel genutzt und klein gestückelt der Muschel eingesetzt. In einer Muschel wachsen auf diese Weise bis zu 30 Perlen.

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Allerdings muss man auch ca. acht Jahre warten bis sie eine entsprechende Größe haben. Am wertvollsten sind die Schwarzperlen.

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