Längster Fluss, größter Staudamm, tiefstes Wasser!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Die erste Nacht war eine schöne ruhige Nacht. Das Schiff lag noch im Hafen, es sollte erst am Morgen losgehen. Kurz vor sieben dann ein Ruf vom Balkon! „Komm, hier ist ein traumhafter Sonnenaufgang!“ Elke wusste schon, wie sie mich morgens am besten aus der Waagerechten kriegt ;-)

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Wir fuhren seit ca. einer halben Stunde, auf beiden Seiten des Flusses ragten Felsen in die Höhe und wenn man zurückschaute, wurde der Sonnenball immer heller und größer, bis er dann hinter den ersten Felsen verschwand.

Nach einer Stunde Fahrt gabs schon den ersten Stopp. Zum Frühstück ab 7:15 Uhr lagen wir an der Anlegestelle, gleich nach dem Frühstück begann ein fakultativer Ausflug. Zum Frühstück sollte man tatsächlich auch einigermaßen pünktlich sein. Gegen 8:00 Uhr fragten die Servicekräfte schon, ob man noch viel essen wolle. Ich hoffe, dass sich diese Hektik doch noch mal ein bissel legt.  Wir gingen zum Fakultativprogramm nicht mit. Ich brauchte auch mal ein bisschen Ruhe und genoss das Schiff. Wir saßen und lagen auf dem Sonnendeck und bewunderten die Landschaft und genossen den wundervollen warmen Tag mit viel Sonne.

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Gegen 11:00 Uhr gings weiter für zwei Stunden, danach bereits der nächste Stopp. Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Drei-Schluchten-Staudamm. Was uns da erwartete, war wirklich gigantisch! Natürlich mussten wir im Eingangsbereich des Terrains wieder mal durch die Einlasskontrolle, stiegen aber auf der anderen Seite des Hauses wieder in den Bus und unsere Busfahrerin – eine Frau in diesem Job ist wohl für China ein Novum – fuhr uns bis zum Aussichtspunkt für den Damm. Ich saß sogar vorne, da man auf den Beifahrersitz ein wenig hinklettern musste – ein erstklassiger Fotografenplatz!

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Vom Bus aus gings dann mehrere Frei-Rolltreppen nach oben auf einen Berg, von dem aus man den ganzen Staudamm sehen konnte. Die lustigste Begebenheit passierte auf der zweiten Rolltreppe. Ich wollte nach hinten unten fotografieren, aber die Treppe rollte schneller als ich denken konnte und plötzlich riss das Ende mir die Füße weg. Ich plautzte auf meinen Po, konnte grad noch die Kamera nach oben halten und jagte allen einen großen Schreck damit ein. Allerdings war mir gar nichts, wirklich gar nichts passiert! Zumindest hatten wir tüchtig was zu lachen und wer den Schaden hat, brauchte auch für den Spott nicht zu sorgen! ;-)

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Wir begannen im Informationszentrum und sahen ein Modell der Gesamtanlage. Damit konnten wir uns das alles gut vorstellen. Es ist eine gigantische Anlage. Die Chinesen haben für Touristen eine weiträumige Aussichtsplattform gebaut. Das alles ist sehr gepflegt, es gibt einige Aussichtspunkte und man kann den Staudamm sehr gut überblicken.

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Am Modell: ganz rechts die fünfstufige Schiffsschleuse, mittig das Schiffshebewerk und links der Staudamm mit dem Kraftwerksturbinen

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Hier einige Daten zum Drei-Schluchten-Staudamm:

Das Gesamtprojekt wurde von 1993 bis 2009 gebaut und besteht aus drei Teilen:
1. Den Staudamm. Dieser ist insgesamt 2309 m lang und 185 m hoch. Die Dammkrone ist 18 m breit und unten ist der Damm 124 m breit.

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2. das Wasserkraftwerk: Das befindet sich auf beiden Seiten des Damms. Am Nordufer sind 14 Turbinen, davon sind übrigens sechs von Siemens, und am Südufer gibt es 18 Turbinen. Jede einzelne Turbine hat eine Leistung von 700 Megawatt, die  Gesamtleistung ist ca. 20.200 Megawatt. Damit werden jährlich 100 Milliarden Kilowattstunden.

3. die Schiffsschleuse: Diese besteht aus zwei Teilen. Zum einen eine fünfstufige Schleuse und das Schiffshebewerk. Diese Schleuse gibt es in zweifacher Ausfertigung. Eine fürs Hochschleusen und eine für das Runterschleusen. Jede einzelne Stufe ist 280 m lang und 34 m breit. Für den Tiefgang muss das Wasser in jeder Stufe mindestens 5 m tief stehen. Selbst ein einziger Torflügel ist 850 Tonnen schwer. Die Tore schließen in einer Zeit von etwa 8 Minuten, es ist einfach imposant. Das Schiffshebewerk ist 120 m lang, 18 m breit und 3,5 m tief. Es ist für die Schleusung von kleineren Schiffen bis zu 3000 t geplant.

Das ganze Wasserprojekt hat drei Funktionen. Zum einen ist das Projekt für den Hochwasserschutz dringend notwendig gewesen, zum anderen natürlich zur Stromerzeugung und als Weiteres fürden Schiffstransport.

Hinter diesem Staudamm erstreckt sich 630 km lang der Stausee. Er hat eine Gesamtfläche von 1018 km² und ein Fassungsvermögen von 3.903 Milliarden Kubikmeter. Davon sind 22,15 Milliarden m³ für das Wasserreservoir im Hochwasserfall gedacht.

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Das Gesamtprojekt hat 180 Milliarden Chinesische Yen gekostet. Das sind ungefähr 25 Milliarden Euro.

Für dieses Projekt wurden 20 Städte, 140 Kommunen und 1350 Dörfer mit 30.000 Hektar Ackerland geflutet. Dafür mussten 1,3 Millionen Menschen umgesiedelt werden. Das erklärt dann auch das Aussehen der Städte am Jangtse. Massen an Hochhäusern wurden auf den Bergen gebaut, es gibt eigentlich überhaupt keine kleinen Häuser.

Diese Umsiedler sind heute übrigens recht zufrieden mit dem ganzen Projekt, da sie durch Entschädigungszahlungen und modernen Wohnraum heute deutlich besser leben als früher. Ein Vorteil war auch, dass der Boden in China generell staatlich ist und kein Privateigentum.

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Von allem waren wir sehr überwältigt und begeistert. Auch kamen wir einige Stunden später in den Genuss noch einmal an diesen Ort zurückzukehren. Auf unserem weiteren Weg mussten wir durch die 5-stufige Schleuse und konnten so das Ganze miterleben.

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Sonnenuntergang über dem Yangtse

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Insgesamt benötigten wir für die komplette Schleusung fast vier Stunden. Die meiste Zeit ging übrigens dafür drauf, dass die Schiffe sehr langsam von einer Stufe auf die nächste fuhren. Das Öffnen und Schließen der Tore sowie das Wassereinlassen ging relativ schnell. Man konnte richtig zuschauen, wie sich das Schiff gehoben hat. Es war einfach interessant, aber eben in jeder Stufe wieder das Gleiche ;-)

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Während dieses Schleusens gab es dann die Abendveranstaltung. Die Crew-Mitarbeiter hatten ein nettes Kulturprogramm einstudiert und führten uns chinesische Kultur auf. Wir hatten dabei viel Freude aber auch Spaß. Als ein Solist ein chinesisches Lied sang, machten wir uns einen Spaß und ich überreichte ihm einen (künstlichen) Blumenstrauß vom Tisch. Im Anschluss an die Show gabs dann noch eine Disko und wir tanzen von Walzer über den Flieger bis zum Ententanz und Rock´n Roll alles ausgelassen mit. – Übrigens wir sind in China! Aber der Ententanz ist dort offensichtlich gut bekannt.

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Ein Künstler zeigte eine beondere Art der Malerei – Innenflaschenmalerei – hier ein Pandabär in einer kleinen Kugel

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Und hier einige weitere Beispiele für Innenflaschenmalerei. Danke Margit für die Fotos!

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Unser Schiff hat sieben Decks, 230 Kabinen und ist für maximal 580 Passagiere ausgelegt sowie 200 Mitarbeiter. Die Geschwindigkeit beträgt 26 km/h – in der Flussschifffahrt wird übrigens nicht in Knoten angegeben sondern in der für uns üblichen Geschwindigkeitsbezeichnung.

Nachdem wir noch eine Weile gemeinsam saßen genossen wir dann noch ein halbes Stündchen auf unserem Balkon und tranken mit Nachbars noch ein Absacker- Weinchen. Die Schleusung war ja durch und wir fuhren noch immer durch die Xiling-Schlucht. Allerdings waren die Berge in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen.

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