Der Himmelstempel

Samstag, 19. Oktober 2013 – Teil 2

Am Nachmittag besuchten wir den Himmelstempel.

In dieser größten Tempelanlage Chinas beteten die Kaiser jedes Jahr um eine gute Ernte. Da ein Kaiser als der Abgesandte des Himmels auf Erden galt, war er es, der mit dem Himmel in Kontakt treten und dessen Wohlwollen erbitten konnte.

Wiederholt schlechte Ernten konnten auch für den Kaiser gefährlich werden, bedeuteten sie doch, dass er das Wohlwollen des Himmels verloren hatte, und damit die Legitimität, das Reich zu regieren. Nicht wenige Umstürzte in der chinesischen Geschichte wurden so ausgelöst.

Die gesamte Anlage ist von einer kilometerlangen doppelten Mauer umgeben. Im nördlichen Teil der Anlage haben die Mauern einen runden Grundriss, während der südliche Grundriss viereckig ist. Von oben betrachtet sieht der Mauergrundriss also wie eine langgezogene Kuppel aus. Diese Form rührt aus der Vorstellung, dass der Himmel rund und die Erde eckig sei. Durch die doppelte Mauer um die gesamte Anlage, in einem Abstand von etlichen Metern, entstehen ein innerer und ein äußerer Bereich des Tempels. Die wichtigsten Gebäude der Anlage befinden sich im inneren Bereich. Auch der innere Bereich ist von einer Mauer unterteilt und bildet so einen nördlichen und einen südlichen Teil des Tempels.

Wir gingen vom südlichen Teil der Tempelanlage aus und kamen als erstes zum Himmelsaltar.

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Er wurde erstmals 1530 errichtet und bestand damals aus blauen Steinplatten. Erst 1749 wurde er aus weißen Bruchstein gebaut und wesentlich vergrößert.

In der Mitte obenauf ist ein runder Stein, der als Mittelpunkt Chinas bezeichnet wird. Dabei leitet man ab, dass China das Reich der Mitte ist und der Stein die Mitte der Mitte. Natürlich hatten wir alle das Bedürfnis auch einmal in der Mitte der Mitte zu stehen. ;-)

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Sehr auffällig ist die Zahlensymbolik am Himmelsaltar. Wie der Himmel, der Süden und die Sonne gehören auch die ungeraden Zahlen zum Element yang, mit der Neun an oberster Stelle. So misst die oberste Plattform des Altars 9 zhang (etwa 27 m) im Durchmesser, die mittlere 3 mal 5 zhang (45 m), die untere 3 mal 7 zhang (63 m). Auch die Säulen folgen einem Neunerrhythmus, oben 36 (9 mal 4), in der Mitte 72 (9 mal 8) und unten 108 (9 mal 12); insgesamt sind es 216 (9 mal 24).

Da dürfen natürlich auch die Bodenplatten nicht aus dem Rahmen fallen, so dass sich um die große runde Platte in der Mitte 9 Platten legen. Jeder folgende Ring hat 9 Platten mehr, bis auf der obersten Ebene 81 (9 mal 9) erreicht sind. Auf der nächsten Ebene geht es mit 90 (9 mal 10) weiter bis 162 (2 mal 9 mal 9), auf der dritten Ebene bis 243 (3 mal 9 mal 9).

Weiter nördlich kamen wir zum zweiten großen Gebäude, dem kaiserlichen Himmelsgewölbe, einer kreisrunden Tempelhalle.

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Sie ist umgeben von der „Echomauer“, einer sehr glatten und exakt kreisförmigen Mauer. Durch ihre runde Form werden Schallwellen an der Mauer entlanggeführt und können überall an der Mauer wahrgenommen werden. Spricht man also gegen die Echomauer, kann man selbst an der gegenüberliegenden Stelle hören, was gesagt wurde. Bei uns gab es jedoch solch einen großen Besucherandrang, dass dies kaum auszuprobieren war.

Dann kamen wir zum wichtigsten Gebäude der Anlage, der „Halle der Ernteopfer“.

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Dies ist ein kreisförmiges Gebäude und wohl das bekannteste Gebäude aus der Anlage des Himmelstempels. Diese Halle wurde 1420 errichtet, brannte 1889 jedoch ab und wurde 1890 neu errichtet.

Der Durchmesser beträgt 30m und die Halle ist genau 38 m hoch. Ebenfalls besitzt sie ein dreistufiges Dach. Das Dach ist mit über 50.000 blauen Glasurziegeln bedeckt, die den Himmel darstellen sollen. Die Halle steht auf einer dreistufigen etwa 20 Meter hohen Marmorterrasse
In dieser Halle gibt es 28 Säulen. Die vier inneren Säulen tragen das oberste Dach und repräsentieren die vier Jahreszeiten. Die nächste Runde besteht aus zwölf Säulen, die für die zwölf Monate stehen, während die äußeren zwölf Säulen die zwölf Doppelstunden des Tags symbolisieren.

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Die Hallen sind durch einen 360 Meter langen Marmorsteg verbunden, der sogenannten Danbi-Brücke. Der Kaiser musste diesen Weg zwei Mal im Jahr zur Verehrung des Himmelsgottes zu Fuß gehen.

Die gesamte Tempel-Achse mit Terrasse und Hallen ist 1200 Meter lang und wird von alten Bäumen flankiert. Damit ist der Himmelstempel nach eigenen Angaben die längste Anlage zur Himmelsanbetung der Welt.

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Wegen seiner kulturellen und architektonischen Bedeutung wurde der Himmelstempel in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Er spielte nicht nur kulturell eine wichtige Rolle im späten dynastischen China, sondern ist auch ein wichtiges Bauwerk der klassischen chinesischen Architektur in Peking.

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Das Tor “am Ende” der Anlage.

In der Anlage war es wunderschön, dazu hatten wir traumhaftes Sommerwetter und keinen Smog oder Nebel. Ich habe es genossen und so manches schöne Foto gemacht.

Danach sind wir noch in eine Kung Fu-Show gegangen. „Chun Yi – The legend of Kung Fu“ erzählte von einem kleinen Jungen, der die Kampfkunst bei einem großen Meister lernen sollte, aber eigentlich nicht dort bleiben will. Erst durch zwei weitere junge Schüler, die bereits gut geschult zum Meister kamen, entdeckte er seine Freude am Kampfsport. Die Show zeigt seine Entwicklung bis dahin, dass er selbst der Meister des alten Klosters wurde.

Die Show zeigte beeindruckende artistische und sportliche Leistungen der Kung-Fu-Sportler. Ich war sehr begeistert.

Danach aßen wir noch zu Abend im Hotel und genossen den restlichen Abend in Ruhe.

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