Mittwoch, 16. Oktober 2013
Am Morgen gings dann ziemlich hurtig. Unsere Koffer wurden vom Zimmer geholt, Kofferträger – die sogenannten Bang Bangs – schleppten sie an Land und sie wurden zum Flughafen transportiert und gleich eingecheckt.
Für uns war es bewundernswert, wie die Kofferträger diese schweren Koffer aus dem Schiff und etliche Treppen hoch trugen.
Wir waren in Chongqing angekommen, der mit 33 Millionen Einwohnern nunmehr größten Stadt der Welt. 84.000 km² groß – das ist etwa so groß wie Österreich – umfasst das Territorium dieser Stadt. Bis 1997 war diese Stadt nirgends bekannt. Erst mit dem Bau des Drei-Schluchten-Projekts entwickelte sich diese Stadt und ist noch immer nicht am Ende des Wachstums. Die Stadt wird als sogenannte „Bergstadt“ bezeichnet. Es gibt unendlich viele Treppen, die Stadt liegt bis zu 403 m über dem Meeresspiegel. Mitten in der Stadt mündet der zweitlängste Nebenfluss des Yangtse, der selbst schon 1120 km lang ist. Über beide Flüsse wurden in den letzten Jahren viele moderne Brücken gebaut. Außerdem gibt es mehrere S-Bahn-Linien und sogar eine U-Bahn. Diese öffentlichen Verkehrsmittel sind im weiteren Ausbau, allerdings ist es viel zu teuer, eine U-Bahn zu bauen, weil alles durch steiniges Gelände geht.
Wir flogen erst am Nachmittag und hatten dadurch Zeit, uns einiges in Chongqing noch anzusehen. Zunächst fuhren wir zum Kongresszentrum – einem Bau, der an die Himmelspagode von Peking erinnert. Gegenüber liegt das Drei-Schluchten-Museum, das Ziel unseres ersten Ausfluges ist. Wir bummelten über den dazwischen liegenden Platz und bewunderten eine besondere Sitte hier in China.
Die Menschen finden sich dort zu Gruppen zusammen und tanzen einfach, machen Gymnastik oder vertreiben sich mit anderen Spielen die Zeit. Im Volksmund heißt diese Form der Freizeitbeschäftigung die „Oma-und-Opa-Disco“.
Es war interessant, wie gut die Menschen alle möglichen Tanzarten konnten und mit welcher Begeisterung sie das vor allen Zuschauern präsentierten.
Das Museum war sehr interessant. Hat es doch viel von den Dingen gezeigt, die in der Natur verändert wurden. Aber auch die Treidler, viele Tiere, die am Fluss leben und auch wieder ein Modell des Staudamms.
Im Anschluss daran fuhren wir zum Eling-Park, der über 400 m hoch über dem Meeresspiegel liegt. Er wurde vor über 100 Jahren einst als Privatgarten angelegt, wurde dann jedoch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts öffentlich; für Touristen ist er jedoch erst seit den 90-ger Jahren geöffnet. Auch dort – trotz Regen – „Oma-und-Opa-Disco“. Außerdem gibt es dort sehr viele Tische, an denen man bei gutem Wetter Karten spielen kann oder ähnliches.
Nachdem wir an einem Kalligraphen vorbeikamen und uns unsere Namen schrieben ließen, gingen wir in ein Teehaus.
Dort zelebrierten wir eine Teezeremonie mit drei verschiedenen Teesorten und lernten auch die heilende Wirkung insbesondere von grünem Tee kennen. Wir lernten auch wieder eine neue Zubereitungsart von einer Frucht kennen. Kandierte Oliven! Lecker!
Bei der Teezeremonie kamen wieder mal schöne Sprüche und Weisheiten. Zum Beispiel: Wenn man morgens grünen Tee trinkt, macht das die Augen frisch. Oder: Der Deckel auf einer Teetasse wird beim Trinken schräg auf die Tasse gelegt um die Teeblätter zurückzuhalten. „Das ist nur bei den Langnasen ein Problem.“
Die Langnasen kommen immer wieder in den Ausführungen der örtlichen Reiseführer zur Sprache. Wir haben uns an den Begriff bereits gewöhnt. Unsere Nasen sind ja wirklich länger oder auch spitzer geformt als die meisten chinesischen Nasen, die meist ziemlich platt gedrückt sind.
Die Stadt Chongqing war sehr interessant. Auffälligerweise gab es mal keine Fahrräder – es ist wohl die einzige fahrradfreie Stadt in ganz China. Auch gab es noch viele ältere Häuser. Aber auch ganze Stadtteile voller Wolkenkratzer. Die Häuser hatten meist über 40 Etagen. Diese hochmodernen Städte hier sind sehr auffällig. Allerdings hatten wir auf unserer Reise bisher auch nie irgendwelche Slums oder wie sie auch immer heißen könnten gesehen. Es scheinen für alle Menschen in diesem Land Wohnungen gebaut worden zu sein. Allerdings spricht man hier auch von alten Häusern, wenn sie gerade mal 15-20 Jahre alt sind. Gerade da wurde mir bewusst, dass ich ja zu Hause in diesem „neuen“ Haus auch bereits seit 19 Jahren wohne.
Wir fuhren dann zum Flughafen und es ging nach Xi´an. Eine reichliche Stunde, wir waren bereits eingecheckt worden; die Zeit verging wie im Fluge. Dort gab es übrigens eine Flasche Wasser für Jeden und zum Knabbern eine kleine Rolle Kekse und eine undefinierbare oberscharfe Masse dazu. Glücklicherweise probierte ich nach dem Öffnen der Tüte erst einmal ganz vorsichtig und hatte auch noch genügend Kekse zum Neutralisieren. Es war für mich ungenießbar!
Xi´an – gesprochen Schi Ann und übersetzt „westlicher Friede“ – ist eine der ältesten Städte Chinas. Sie war von der ersten Dynastie (ab 221 v.u.Z) bis zur 13. Dynastie (12. Jahrhundert) die Hauptstadt Chinas. Noch aus dieser Zeit gibt es hier eine Stadtmauer, die sehr, sehr gut erhalten ist und ca. 14 km lang ist. Sie wurde imme wieder aufwändig restauriert, auch die Türme, eine Zugbrücke und vieles mehr ist an dieser Stadtmauer zu sehen. Heute gibtr es 18 Tore in der Stadtmauer um den Verkehr einigermaßen zu beherrschen. Früher gab es nur vier Tore. Sie führten jeweils in eine Himmelsrichtung. Diese Stadt ist auch der Ausgangspunkt für die Seidenstraße, die bis Europa führt.
Hier leben ca. 8 Millionen Einwohner, davon sehr viele Muslime. In Xi´an gibt es 80 Universitäten! Über eine Million Studenten leben hier.
Darüber hinaus liegt diese Stadt in einer sehr fruchtbaren Gegend. Zurzeit ist die Erntezeit des Granantapfels und der Khaki, ebenso der Walnüsse und der Datteln. Diese schmecken übrigens frisch außerordentlich gut. Sie sind so groß wie etwa Pflaumen, haben eine Konsistenz wie ein Apfel und geschmacklich könnte man sie mit dem Gelben Köstlichen vergleichen.
Wir fuhren erst einmal in unser Hotel und hatten abends wieder eine Lichterfahrt. Xi´an war ebenso wie Shanghai wundervoll erleuchtet, zumindest am Abend. Gegen 23:00 Uhr gehen hier auch die Lichter aus, um Strom zu sparen.
Auf unserer Fahrt sahen wir den Glocken- und den Trommelturm. Beide waren herrlich beleuchtet und waren wirklich ein Hingucker. Allerdings konnten wir bei dem Wahnsinns-Verkehr hier nicht anhalten, um in Ruhe Fotos machen zu können. Der Glockentumr ist 36 m hoch und bereits 600 Jahre alt.
Wir fuhren als erstes zur Fußgängerzone in der Stadt. Es war sehr schön dort. Überall gab es Wasserspiele, viele Skulpturen und vieles mehr. Es war alles sehr schön beleuchtet. Die Fotos werden es dann besser zeigen als ich das hier beschreiben kann.
Am Ende dann ein Blick auf die erleuchtete Wildganspagode
Ein besonderes Highlight waren die Wasserspiele auf einem zentralen Platz. 400 m lang und 280 m breit sprudeln dort ca. 2.200 Fontänen. Es sollen die größten Wasserspiele Asiens sein. Und jeden Abend von halb bis um 9 gibt es diese Wasserspiele mit Musik. Es war eine wundervolle Atmosphäre, die springenden Fontänen nach Musik zu sehen.
Zum Ende der Lichterfahrt ging es noch in die Altstadt. Dort pulsierte das Leben. Es gab dort alles, was das Herz begehrt. Sehr beeindruckt waren wir von den Garküchen. Das Fleisch wurde auf der Straße gegrillt, für unsere Verhältnisse hygienisch völlig unvorstellbar. Aber es gab auch alles Mögliche an Obst und an Souvenirs.
Der Markt ging bis zum Trommelturm, der ebenso wie der Glockenturm hell erleuchtet war.
Xi´an ist die erste Stadt auf unserer Reise, die einen Eindruck von China vermittelt, wie man ihn sich so vorstellt. Natürlich gibt’s auch hier Massen an Hochhäusern, aber die Innenstadt hat sich ein gewisses historisches Flair bewahrt. Gerade in der Altstadt hatte ich dieses Gefühl von „China“.
Abends gingen wir noch auf einen „Absacker“ ins Nachbarhotel.