Sonntag, 20. Oktober 2013
Es gab schon viele beeindruckende Dinge, die ich in meinem Leben gesehen habe. Aber heute gab es eines der größten Erlebnisse. Ich stand auf der Großen chinesischen Mauer!
Ich kann dieses überwältigende Gefühl kaum beschreiben!
Dazu kam, dass wir Postkartenwetter hatten. 20-25° C, pure Sonne satt, klare und kilometerweite Sicht, strahlend blauer Himmel, der Herbst zeigte sich in seinen wunderschönen bunten Farben – einfach ein Traum!
Ich hatte heute wirklich das Gefühl, nun endlich in China angekommen zu sein.
Wir besichtigten die Mauer in Badaling, ein wunderschönes Stückchen Erde – die Mauer, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Hier ist ein kilometerlanges Stück sehr gut restauriert. Es liegt ca. 70 km nördlich von Peking und ich hab schon sehnsüchtig während der ganzen Fahrt jeden Blick auf ein Stück Mauer erhascht. Da wir herrliche Sicht hatten war das natürlich sehr einfach. Ich hatte das erste Stück Mauer schon kilometerweit vor uns das erste Mal entdeckt.
Die Mauer bei Badaling ist auch der am häufigsten von Touristen frequentierte Abschnitt. Dieses Stück ist komplett restauriert und aufgebaut und auch mit der nötigen Infrastruktur – Hotels und Restaurants – versehen.
Der erste Blick auf “unsere” Mauer
Der „Einstieg“ ist am tiefsten Punkt, etwa in der Mitte des begehbaren Stücks.
Irgendwie hatte ich nicht so genaue Vorstellungen, wie das Ganze eigentlich vonstattengeht. Im Vorfeld hieß es nur, dass wir viele Stufen steigen müssen. Ich hatte die Vorstellung, man könne auf der Mauer entlang spazieren und müsse eben nur erst mal hochkommen. Aber weit gefehlt! Das „Raufkommen“ war mit ein paar Stufen erledigt. Aber dann! Die Mauer schlängelt sich ja an den Bergen entlang, nimmt also jede Steigung und jedes Gefälle des Berges mit. Dadurch die Stufen und das „Erklettern“ der Mauer und nix mit Spazierengehen!
Wir wählten auch noch die schwerere und steilere Seite aus – wurden dann jedoch mit traumhaften Ausblicken belohnt!
Es ist schon bemerkenswert, wie das ganze Bauwerk gebaut wurde. Man hat sehr steile Abschnitte, die man einfach hochlaufen muss, und an vielen Stücken waren Treppen. Die manchmal auch sehr, sehr steil. Und dann natürlich nie DIN-gerecht. Mal kleine Höhen zu überwinden, ein nächstes Mal waren die Stufen so hoch, dass man sich besser am Geländer mit hochzog. Eigentlich war der Aufstieg ziemliche Schwerstarbeit. Aber da wir dauernd irgendwelche Fotostopps machten, war das Ganze gut erträglich
Außerdem war ja unser Laurentia-Muskelkater nun endgültig vorbei!
Kurz nach dem höchsten Punkt sahen wir dann eine dicke Bescherung! Da gab es doch tatsächlich eine Seilbahn bis da hoch! So ein Schummel!
Dort hatten wir auch noch ein paar nette Erlebnisse. Die Chinesen haben uns „Langnasen“ ja andauernd zum Fotografieren gebeten. Ich möchte nicht wissen, in wie vielen chinesischen Fotoalben wir in der nächsten Zeit zu finden sind! Sogar die Kleinkinder haben wir dauernd in den Arm gedrückt bekommen – egal ob das den Kids gepasst hat oder nicht. An der Cable-Car-Station haben dann ein paar Chinesen wieder unbedingt Fotos machen wollen – haben die aber mit meinem Apparat gemacht und wollten das Foto auch gar nicht! Souvenir halt – für uns! Einfach liebenswert!
An der Stelle kehrten wir dann wieder um, ein weiteres Beklettern schien keine weiteren spektakuläreren Aussichten und Bilder zu bringen. Lieber wollte ich auf dem gegenüberliegenden Teil noch mal hochsteigen. Insgesamt hatten wir reichlich zwei Stunden Zeit – ich hätte den ganzen Tag dort verbringen können!
Auf dem anderen Teilstück kam ich auch noch sehr weit. Es ist genau das Stück Mauer gewesen, was gewöhnlich als Sinnbild der Mauer auf Fotos dargestellt ist.
und der Blick “zurück” – dieses ganze Stück bis weit hinter dem höchsten Punkt war ich nach oben “geklettert”
An einem der oberen Aussichtspunkte angekommen musste ich jedoch dann umdrehen. Es war mittlerweile Mittagszeit und bei diesem schönen Wetter am Sonntag sind nicht nur die Touris unterwegs sondern auch tausende Chinesen. Dadurch staute es sich an den Engstellen und schönsten Fotopunkten etwas.
Ich genoss noch die Ausblicke ca. zehn Meter unterhalb des Wachturms, der der eigentliche begehrte Punkt von mir war, auch die Sonne und die Wärme und dieses Wahnsinnsgefühl auf einem der neuen Weltwunder zu stehen.
Leider ging die Zeit für den Ausflug zu Ende und ich musste zum Treff ins Restaurant zum Mittag gehen. Es fiel mir unendlich schwer, den Fuß von der Mauer zu nehmen. Sicher ist es für einen Außenstehenden kaum vorstellbar, wie man sich dort fühlt. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl dort – ein magischer Moment im Leben.
Nach dem Mittag fuhren wir dann in die Stadt zurück – und wieder vorbei an vielen Mauerstücken. Selbst der Anblick dieser Teile assoziierte wieder diese große Bedeutung dieses Bauwerks.
Unsere nächste Station war der Olympiapark. Wasserwürfel, Vogelnest und weitere Hallen konnte ich alle sehen. Das Vogelnest ist wirklich imposant und interessant. Es waren wieder tausende Menschen unterwegs – eben Sonntagnachmittag mit Traumwetter! – die Atmosphäre war auch dort sehr bewegend.
riesiger Boulevard und an beiden Seiten stehen die Olympiahallen – rechts das Vogelnest
und links der Wasserwürfel und weitere Hallen
hier noch ein paar Impressionen
Gegenüber dem Olympiapark gibt es das teuerste Hotel Chinas – die Dachkonstruktion ist faszinierend.
Danach gabs noch einen fakultativen Ausflug – Rikscha-Fahren!
Als wir dorthin fuhren und an einer Kreuzung standen, gabs wieder mal “Oma-undOpa-Disko” – also nun auch hier in Peking
Vor dem Rikscha-Fahren besuchten wir jedoch noch eine Familie in einem Houtong.
Hutongs sind kleine enge Gassen und Wohnhöfe, von denen es einst in Peking ca. 6.000 gab. Nachdem 1976 nach dem großen Erdbeben in China immer mehr Menschen nach Peking eingewandert kamen und Wohnungen suchten, riss man ca. 5.000 dieser Hutongs ab und baute Wolkenkratzer dafür. Jetzt sind die verbliebenen ca. tausend Hutongs, die es nur noch im Zentrum Pekings nahe des Platzes des himmlischen Friedens gibt, unter Denkmalschutz gestellt.
Charakteristisch sind diese Gassen, die z.T. sehr eng sind und manchmal sogar nur 60 cm breit sind. Wir sind jedoch nur durch breitere Gassen gefahren, die auch mit einem Auto befahrbar waren. In den Houtons gibt es meist keine eigenen Bäder und Toiletten im Haus, dafür aber an jeder Ecke öffentliche Toiletten. Die Anwohner nutzen diese öffentlichen Toiletten ganz normal – vielleicht kommt auch von da diese chinesische Mentalität des Herumlaufens im Schlafanzug.
Die Wohnungen sind dort meist nur sehr klein und es wohnen oft mehrere Generationen noch zusammen.
Wir besuchten ein Rentnerehepaar, das eine sehr schön ausgebaute und auch große Wohnung hatte. Der Urgroßvater hatte 1937 dieses Anwesen gekauft und der Ehemann wohnt nun bereits seit über 70 Jahren dort. Früher haben bis zu 20 Personen in diesem Haus gewohnt. Es ist jedoch auch relativ groß, insgesamt ca. 300 m² Grundstück mit über 170 m² Wohnfläche.
Das Paar gehört zum chinesischen Mittelstand. Sie haben 2011 alles sehr liebevoll restauriert – und haben sich da auch ein eigenes Bad und Toilette eingebaut. Dazu gehört ein großer Wohnhof, in dem zwar alles gepflastert ist, aber dennoch zwei Granatapfelbäume gedeihen.
Nach diesem Besuch und der Besichtigung der Haupträume der Wohnung gings auf die Rikscha. Immer zu zweit – und wir wurden durch die Hutongs in der Altstadt gefahren. Es war sehr interessant etwas vom Leben dieser Leute hier zu sehen. Ein kleiner Zwischenstopp im Einkaufs- und Künstlerviertel war sehr schön, danach gings nochmal durch die Gassen.
immer wieder gab es diese Stromleitungen zu sehen…
Ein Bummel durch eine alte Gasse und weitere wunderschön restaurierte Straßen beendete das Ausflugsprogramm für heute.
ein Gullydeckel…
Im Hotel trödelten wir noch etwas, ich arbeitete noch am PC und wir trafen uns später noch auf ein Glas Wein.