Montag, 21. Oktober 2013
Kurz vor meinem Abflug zu Hause ging es durch die Gazetten, dass die große gelbe Ente des niederländischen Künstlers Florentijn Hofmann gerade auf dem See am kaiserlichen Sommerpalast in Peking Station macht.
Diese Sommerresidenz war heute unser Ziel.
Wir ließen es heute gemächlich angehen und fuhren erst um 10 Uhr los. Das Ausschlafen und die morgendliche Ruhe waren auch dringend notwendig. Der Sommerpalast ist auf einem riesigen Terrain gebaut. Mit 290 ha ist er größer als der Himmelstempel und immerhin 4x größer als die Verbotene Stadt.
Diese Anlage hat eine wechselvolle Geschichte, wurde vor 1000 Jahren von der kaiserlichen Familie angelegt und fiel in den letzten zwei Jahrhunderten nach einer bereits erfolgten Sanierung zwei Mal Plünderungen zum Opfer. Die Anlage wurde jedoch immer wieder aufgebaut.
Dieser Sommerpalast ist auch eins der Lieblingsausflugsziele der Pekinger, da durch den großen See ein besonderes Mikroklima herrscht. Im Sommer ist es dort einige Grad kühler als im restlichen Peking.
Die Übersetzung des originalen chinesischen Namens lautet übrigens: Garten der harmonischen Einheit.
Diese Residenz hatte drei Funktionen: Regierungssitz sowie Wohn- und Vergnügungsviertel.
Wir sind durch das Osttor hineingegangen. Dort ist als erstes der Regierungsteil.
In der Halle des Wohlwollens und der Langlebigkeit seht noch immer der originale Thron und der Schreibtisch des letzten Kaisers. Von dort aus hat er im Sommer residiert.
Im Garten davor steht ein besonders großer Stein mit vielen Löchern, der früher durch einen sehr reichen Chinesen aus Südchina geholt wurde.
Darüber hinaus stehen weitere vier kleinere Steine, die die Jahreszeiten symbolisieren. An einem lebten wir unsere Spielphantasien aus und ließen auch mal die Talismänner und gekauften Maskottchen zwischen den Löchern posieren
Auch ein Drache steht im Garten. Es ist einer der Söhne des großen Drachens – Qiling – und er ist ein Glücksbringer. Aber auch Phönix-Figuren und Weihrauchfässer stehen im Garten vor der Halle. Alles symbolträchtige Reliquien.
Die Sommerresidenz ist an einem See, der einst künstlich gebaut wurde. Es durchschnittlich nur ca einen Meter tief und die allertiefste Stelle lediglich zwei Meter.
Auf diesem See erholen sich viele Chinesen beim Tretbootfahren. Mit darauf eben auch die große gelbe Ente mit 18 m Höhe. Sie passt sicher kaum an einen anderen Ort der Welt besser als in Peking
Die Erde für den See wurde einst auf einen Hügel aufgeschüttet, auf dem dann eine buddhistische Anlage gebaut wurde. Es ist der Berg der Langlebigkeit – wie alles in China immer auf langes Leben ausgerichtet ist
Auf dem Weg zum und auf den Berg kamen wir über einen langen Wandelgang und auch noch an den Gemächern der Kaisermutter vorbei. In diesen Gemächern gab es einst die erste elektrische Lampe Chinas. Vom buddhistischen Tempel auf dem Berg hatte ich eine schöne Aussicht auf den See. Auch den Buddha ganz oben konnte ich bestaunen.
Hier einige Impressionen unseres Spaziergangs am See entlang. Die Ente – die wir leider nur von hinten sahen und nicht direkt daran vorbeikamen, der Garten ist eben viel zu weitläufig – begleitete uns aber immer wieder; und wir hatten unseren Spaß mit vielen Fotos.
Hier ein ewig langer Wandelgang
Auf dem weiteren Weg durch die Anlage kamen wir noch am Marmorschiff vorbei. Es soll die Ewigkeit der Qin-Dynastie verkörpern. Der Rumpf ist aus Marmor und die Aufbauten aus Holz. Es kann natürlich mit diesen Materialien nicht schwimmen.
Durch einen schönen Park gingen wir dann zum Mittagessen.
Nach der Mittagspause gingen wir noch über einen Markt und handelten viel. Man kann sich diesen Markt wie den Polenmarkt vorstellen, allerdings in mehreren Etagen. Aber eben auch mit Plagiatswaren und vom Flair her ähnlich. Ich habe dort allerdings nichts gekauft. Wir tranken nach einem Bummel im Café nebenan noch einen leckeren Latte.
Auf unserer Rückfahrt kamen wir wieder am Platz des himmlischen Friedens vorbei und sahen, dass die russische Flagge gehisst war. Plötzlich Stau, die gegenüberliegende Straße war bereits leer und es kamen lauter große Limousinen vorgefahren. Danach die gepanzerte Staatskarosse mit Medwedjew.
Also: Mauer gesehen, Ente gesehen – und sogar noch Medwedjew!
Es war gegen 17:00 Uhr, fast schon Rush-Hour in Peking, die Straße für zehn Minuten ein riesiger sechsspuriger Parkplatz – eine Seite wohlgemerkt! – aber als der Konvoi durch war, ging es sofort zur Tagesordnung über und der Verkehr rollte schnurstracks weiter, als wäre nichts gewesen.
Nach einem Stündchen im Hotel fuhren wir los zum Abschlussessen: Peking-Ente! Unmittelbar vor der Abfahrt hatten wir aber noch das Bedürfnis, uns bei Yangyang für die tollen zwei Wochen Begleitung durch China zu bedanken. Sie hat uns ihr Land mit sehr viel Begeisterung näher gebracht und uns wunderbare Ecken dieses riesigen Landes gezeigt. Dieser Abschied war nicht nur für uns ein trauriges Kapitel dieser Reise, auch Yangyang war sehr gerührt. Auch von hier aus noch einmal ein Riesen-Dankeschön an sie.
Auch bei uns gibt’s ja zuweilen Peking-Ente. Aber das Original versprach eine überaus leckere Angelegenheit zu werden.
Die richtigen Peking-Enten werden natürlich in der Umgebung von Peking gezüchtet. Es hatte sich einst herausgestellt, dass das Futter an einem bestimmten Fluss überaus lecker ist und die Enten dann einfach besser schmecken.
Die Ente wird noch immer dort gezüchtet und noch sehr jung mit nur zwei Monaten geschlachtet. Dann wird zwischen haut und Fleisch Luft gespritzt und die Ente 24 aufgehängt zum Trocknen. Erst dann wandert sie in den Ofen und wird 45 im Ofen gegrillt, nachdem sie noch mit Zuckerwasser behandelt wurde, damit die Haut richtig knusprig und wohlschmeckend wird.
Die fettigen Teile nimmt man weg und am Ende wiegt die Ente insgesamt nur noch etwa 1 kg und reicht gerade für zwei Personen.
Schlauerweise hat man uns beim Entenessen erst mal eine ganze Menge chinesische Kostbarkeiten serviert – wie hier z.B. Fisch – , sodass wir auf jeden Fall keine halbe Ente mehr reingekriegt haben
Das Lokal war übrigens ein typisch chinesisches Lokal und Yangyang versicherte uns, dass dort nur Chinesen hingehen – sie übrigens auch! – und keine Langnasen dort seien. Es stimmte!
Das Entenessen ist eine kleine Wissenschaft für sich. Zunächst zeigte uns der Koch, wie man die Ente genussfertig vorbereitet. Er schnitt sie vor unseren Augen und zeigte, wie es geht. Die anderen Enten für unsere Gruppe wurden jedoch in der Küche vorbereitet, sonst wären wir sicher an dem Abend nicht mehr fertig geworden.
Das Essen selbst erklärte uns dann Yangyang. Es gab hauchdünne kleine Fladen – so ca. 10 cm Durchmesser. Auf diese legte man einige Stücke Entenfleisch, das man aber vorher in die besondere Peking-Enten-Soße getunkt hatte. Das ist so eine Art von Soja-Soße mit Weizenkleie, die mich stark von der Konsistenz her und vom Aussehen an Crema di Balsamico erinnerte. Dazu wurden Lauch- und Gurkenstreifen mit aufgelegt und das ganze zusammengerollt. Diese kleine „Frühlingsrolle“ darf man dann mit den Fingern essen. Es war äußerst schmackhaft! Dazu gab es noch etwas Knuspriges – chinesische Pommes Es waren offensichtlich geröstete Nudeln.
diese drei letzten Fotos von Klaus – Danke!
Es war ein sehr schönes Erlebnis zum Abschluss unserer Reise.