Die Geisterstadt Fengdu

Dienstag, 15. Oktober 2013

Das traumhafte Sommerwetter war nun leider zu Ende. Es regnete bereits die ganze Nacht und alles war ziemlich grau.

Um 8:30 Uhr ging es zur Geisterstadt Fengdu. Gegenüber war wieder so eine riesige Stadt, die in den letzten zehn Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Ursprünglich war die Stadt auf der gegenüberliegenden Seite des Yangtse, aber mit der Flutung war alles weg und die Stadt musste neu gebaut werden. Es ist sehr auffällig, dass hier nur solche riesigen Hochhausstädte am Yangtse existieren, die letztlich auch alle mehrere hunderttausend Einwohner haben. Fengdu hat 800.00 Einwohner.

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Foto: Doreen – danke!

Die Geisterstadt Fengdu hat somit eine gewisse symbolische Bedeutung. Zum einen erinnert sie an die früheren Orte in dieser Region, die nun im Wasser verschwunden sind, zum anderen ist es eine Tempelanlage für die Mönche. Die Chinesen glauben, dass nach dem Tod jeder hierherkommt. Beim Eintritt wird dann geprüft und die Toten sortiert. Die guten Menschen werden wiedergeboren, die schlechten Menschen bleiben in der Hölle.

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Yangyang führte uns durch die Anlage und verstand es ausgezeichnet, uns fernab der touristischen Gruppen die Anlage zu zeigen. Immerhin lagen vier oder fünf große Schiffe vor Anker. Zu Beginn musten wir jedoch erst einmal die Namen der beiden Generäle How und Ha laut rufen. Das sei unsere Eintrittsberechtigung und bedeutete auch, dass wir keine Angst haben brauchen.

Beim Besichtigen mussten wir unter anderem drei Prüfungen bestehen. Die erste Prüfung war das Überqueren von kleinen nebeneinander liegenden Brücken. Zuerst musste man über die mittlere Brücke, die Brücke der Hilflosigkeit. Diese musste man mit drei Schritten überqueren. Paare sollten Hand in Hand gehen, wenn sie im nächsten Leben wieder als Paar zueinander finden wollen. Wir haben diese Prüfung alle geschafft. Als nächstes durfte man noch einmal über eine der beiden äußeren Bücken gehen. Es waren die Brücken der Gesundheit und des Reichtums. Allerdings musste man sich entscheiden und durfte nur eine Brücke benutzen.

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Dieses Prinzip gab es hier öfter. Unter anderem gab es am Anfang der Tempelanlage zwei Tempel rechts und links des Weges. Ein Tempel der Gesundheit und ein Tempel des Reichtums. Man durfte jedoch nur zu einem beten.

Die zweite Prüfung mussten wir beim Eintreten durch das Tor zur Hölle bestehen. Frauen sollten mit dem rechten Bein zuerst die Schwelle übertreten, die Männer mit dem linken Bein. Das Ergebnis sollte sein, dass man im nächsten Leben wieder als Frau oder eben als Mann geboren würde.

Die dritte Übung war eine Balanceübung auf einem runden Stein. Dabei musste man auf dem Stein stehend sich drei Sekunden halten. Natürlich auch wieder: Frauen auf dem rechten Bein, die Männer links. Auch diese Prüfung haben alle geschafft und damit gezeigt, dass wir gute Menschen sind – und wir werden 99 Jahre alt! ;-)

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Es gab noch weitere Legenden. Zum Beispiel gab es eine Treppe mit 33 Stufen. Sie symbolisierten Lebensabschnitte und führten zum Himmel. Jeder sollte diese 33 Stufen in einem Atemzug hinaufgehen. Alle über 33 Jahre durften jedoch eine Pause einlegen, die über 66-Jährigen durften zwei Pausen machen. Genau an der Stelle war allerdings allerhand Gewühle voller Touristen, so schnell hätte man das mit dem Hinaufsteigen gar nicht geschafft.

Insgesamt gab es bis zum obersten Punkt der Tempelanlage etwa 400 Stufen zu überwinden. Ich glaube, wir werden in den nächsten Tagen Muskelkater bekommen.

Nach dem Mittagessen haben fast alle Mittagsschläfchen gemacht. Das Schiff war total ruhig. Auch wir nutzten den freien Nachmittag zum Ausruhen – und beobachteten etwas, was wir auf dieser Reise sehr selten zu Gesicht bekamen: Industriegebiete.

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Allerdings gingen wir beide halb drei ins Fitnessstudio und schafften uns ein Stündchen. Elke war eine tolle Trainerin und coachte mittlerweile das halbe Fitnessstudio. Auch die Taiwanesen waren wieder da.

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16:00 Uhr trafen wir uns in unserer Gruppe auf dem untersten Deck um unseren Beitrag zur heutigen Abendshow zu proben. Wir haben uns letztendlich geeinigt, dass wir den Bruder Jacob auf Deutsch und chinesisch singen werden. Auf Chinesisch ist es total witzig. Übersetzt heißt das folgendermaßen:

Zwei Tiger, zwei Tiger rennen schnell, rennen schnell. Einer hatte keine Ohren, einer keinen Schwanz. Komisch, komisch.

Und dann werden wir anschließend noch die Laurentia spielen.

Wir gönnten uns noch ein bisschen Ruhe und packten schon mal unsere Koffer. Auch wenn wir jetzt vier Nächte auf dem Schiff waren, konnte ich entgegen meiner normalen Gewohnheiten meinen Koffer nicht ganz auspacken. Es gibt hier einfach zu wenig Schrankablage. Deshalb ist es gut, ein wenig mehr Zeit zum Packen zu haben, um im Koffer wieder einen relativen Überblick zu bekommen ;-)

Nach dem Kapitänsdinner-Abendessen – allerdings ohne Kapitän – fing unsere Abendveranstaltung an. Wir waren die dritte Gruppe und nach zwei Karaoke-Aufführungen hatten wie mit dem chinesischen Lied schon mal ein gutes Warmup. Mit Laurentia rockten wir anschließend den Saal. Ein Großteil des Publikums machte mit und es hatten alle viel Spaß damit. Dass uns die Laurentia allerdings den ganzen restlichen Urlaub nicht loslassen würde, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Ab dem nächsten Nachmittag ging es bei allen los: Muskelkater! Erst 400 Treppen, dann Probe und Aufführung der Laurentia – wir kamen an den beiden nächsten Tagen kaum die Treppen hoch und vor allem runter. Jeder „eierte“ bei jedem Ausstieg aus dem Bus und wurde an unseren Auftritt erinnert. Es kursierten allerdings auch die wildesten Ideen, wo man Laurentia noch einmal einsetzen könnte. ;-)

Es gab nach uns noch einige zum Teil auch sehr gute Darbietungen, allerdings meist Karaoke. Am meisten beeindruckte uns unser Meister Li. Unser Schiffs-Reiseführer sang zum Abschluss italienische Oper mit einer Wahnsinns-Stimme.

Mittlerweile waren wir an unserem Ziel, in Chongqing angekommen und wir bewunderten die beleuchtete Stadt. Ein Absacker in der Suite im obersten Deck beendete den Abend noch lustig.

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